33. Bericht - 5.1.22 - Das Interview
Es ist der Geografie-Lehrer, der mich zuvor mit seinem Fahrzeug überholt hatte und die Idee bekam, mich seinem Kollegium in
der Oberstufe vorzustellen.
Als
er am Straßenrand auf mich wartet und höflich fragt, ob ich ein paar Minuten
Zeit hätte, dachte ich zuerst an eine Gelegenheit zum Zaubern. Auf dem Weg zum
Schulleiter klärt er dann auf, dass es ein informelles Interview sein soll.
Im
Büro des Schulleiters herrscht eine entspannte, kollegiale Atmsphäre. Schnell
ist sein Büro voll und wir verlagern das Treffen vor seine Tür in den Korridor.
Eine sehr angenehme, interessierte Lehrerschaft kommt zusammen.
Aber
ich fühle mich unwohl. Mir war schon aufgefallen, dass viele Leute in Kerala
sehr dispzipliniert eine Maske tragen. Ich ziehe meine anstandshalber auch auf. Aber als das
Gespräch in Gang kommt, bitte ich um Erlaubnis, die Maske wieder abnehmen zu
können.
Das
Gespräch dreht sich schnell um genau das Thema Maske etc.. Und dass ich mit
dieser Pilgerreise ein Zeichen gegen die Ängste der Leute in der Pandemie
setzen möchte. Darum versuche ich das Maskentragen so oft es geht zu vermeiden.
Gleichzeitig drücke ich einige große Fragezeichen hinter der
Pandemie aus.
Die
kritischen Nachfragen der Kollegen kommen. Ich begründe, dass Viren,
Krankheiten und andere Arten von Leiden zum Leben dazugehören. Anstatt vor
diesen Leiden ständig davonzulaufen, müssen wir lernen, wie man eine
entspannte, zuversichtliche Haltung dazu entwickelt. Wir können dem Guten im Leben trauen. Alles, was ich bisher über Buddhas VIER EDLE WAHRHEITEN verstanden habe, packe
ich dazu.
Weitere
Fragen zum Visum kommen. Ich oute mich, dass ich zur Zeit nicht legal im Lande
bin, allerdings bereit bin, mögliche Konsequenzen zu verantworten. - Warum ich
nicht nach Deutschland zurückginge? - Weil Indien mit der Pandemie meines
Erachtens menschlicher umgeht und ich solange wie möglich hier zu bleiben
versuche. - Warum ich nicht die indische Staatsbürgerschaft beantrage? - ... Im
Hinterkopf hatte ich diesen Gedanken auch schon.
Zum
Gruppenfoto ziehen fast alle Kollegen ihre Maske ab - welch schöner
Anblick.
Vorsorglich
entschuldige ich mich beim Schulleiter, falls ich durch meine Rede Unangenehmes
bewirkt haben sollte. - Seine Antwort: "Your words are the cream on the Bhagavad Gita".
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