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Es werden Posts vom November, 2021 angezeigt.

24. Bericht - 30.11. - In der Stille gehen & Shankar

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Vom  vedischen Zentrum aus führt die Lehmstraße weiter durch eine malerische Landschaft: Links steigen scharfe Kanten einer langen Bergkette auf – rechts unendliche Palmenwälder.  Ich nehme die Mala, eine Perlenkette, die aus 54 Lotusblumen-Samen geknüpft ist. "HIER UND JETZT". Beim ständigen Wiederholen dieses Mantra vergegenwärtigt es sich langsam. Erst am Abend mündet die schöne Lehmstraße in einen asphaltierten Weg. Im ersten Dunkel taucht ein langes Haus auf. Warmer Lichtschein dringt durch die Fenster.  Ein Mopedfahrer kommt mir entgegen und hält an. Die Anfrage nach Unterkunft beantwortet er kritsch-ablehnend, weil er Rücksicht auf seine alte Mutter nehmen muss. Ich akzeptiere seine Entscheidung und bleibe entspannt. – Da reagiert er, dass es vielleicht doch ginge. Aber in seinem Gesicht stehen noch Zweifel. Da ich mich innerlich sicher fühle, garantiere ich ihm und bete dafür, dass er am nächsten Morgen beim Abschied ein schönes, warmes Gefühl in seinem Inneren habe

23. Bericht - 29.11. - Hauch von Luxus & Erholung

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Eigentlich hatte ich gehofft, mehrere Tage im TEMPLE OF CONCIOUSNESS bleiben zu können. Es ist keine große Enttäuschung, den Ort schon nach dem Mittagessen verlassen zu müssen: Die Adresse ist gut für Meditierende, die noch nicht so geübt sind. Vor dem Tempel rauscht der Verkehr. Gegenüber führt ein Trampelpfad an den See. Die Ruhe dort am schattigen Ufer tut gut. Das Bedürfnis nach äußerer und innerer Stille ist deutlich wahrzunehmen. Zurück an der großen Straße entdecke ich neben der Tempelanlage einen breiten Lehmweg, der nach Westen führt. Die Richtung ist gut und ich bevorzuge Naturpfade. Aber es ist riskant, denn in Ländern wie Indien enden solche Naturwege nicht selten im Dschungel. Egal, ich will in die Stille. Egal auch, wenn ich nach paar Kilometer wieder den Weg zurückgehen müsste. Ein junger Mann kommt auf dem Moped entgegen. Er versichert, dass der Weg nach 8 Kilometer wieder auf eine asphaltierte Straße führen wird. Sehr gut. Die äußere Stille lädt auch zur innere

22. Bericht - 28.11. - Vorbild & Spiel mit der Wahrheit

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Ich habe lange im Tempel der Priesterfamilie geschlafen. Am nächsten Tag geht es mir dennoch nicht gut. Benebelt trotte ich durch leichte Regenschauer Richtung Aliyar-Damm. Jemand hatte mir eine Adresse aufgeschrieben und gesagt, dass es dort einen Tempel gäbe, in dem man als Pilger mehrere Tage kostenfrei verbringen könnte. Als ich dort ankomme, staune ich über die große ästhetische Anlage und gute Organisation des "Tempel of Conciousness". Im Eingangsbereich der Rezeption hängt ein Gemälde des Gründers Vethathiri Maharishi. Im Herzen berührt mich seine Ausstrahlung. Ich glaube noch nie ein Bild eines Menschen gesehen zu haben, dem ich mich so nah fühlte. Das Besondere ist das schöne Lächeln in seinem ganzen Gesicht. – Etwas lädt mich ein, diesem Gesicht ähnlich zu werden. Vethathiri Maharishi Aber es gibt eine unangenehme Überraschung: Man kann hier nicht kostenfrei wohnen. Das Minimum sind 500 Rupien pro Tag incl. Verpflegung in einem 7er-Zimmer. Und noch ärger: Es g

21. Bericht - 27.11. - Schwarzwälder Kirschtorte & Priesterfamilie

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Ein Straßencafé, in dem der Kühlschrank voll mit Schwarwälder Kirschtorten steht. Schöne Gefühle an meine badische Heimat klingen an und ich bestelle mir ein Stück. Es schmeckt sehr süß und hat nicht viel mit dem Original zu tun. Da der Besitzer gut Englisch spricht, zeige ich ihm via Google, woher das Original kommt und wie es gemacht wird. Und weil ich grade so munter in Lehrerlaune bin, erfinde ich noch dazu, dass die Kirschen auf der Schwarzwälder die roten Wollkugeln auf dem Gutacher Bollenhut symbolisieren. Ich hatte das noch nie gehört, aber es klingt gut und beeindruckt mein Gegenüber. Gutacher Bollenhut Aber der Kuchen liegt mir nicht gut im Magen. Vielleicht ist es wegen der erfundenen Prahlerei. Oder meine unhöflich abweisende Reaktion einem Einheimischen gegenüber ist schuld, der mich zuvor eindringlich mit ungefragten Empfehlungen nervte. Dabei habe ich ihn auch genervt, weil anstatt seine Fragen zu beantworten, hatte ich ihm selbstgefällig diesen Blog empfohlen. Ein krä

20. Bericht - 26.11. - Dorfattraktion

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Babu bringt mich an die Stelle zurück, von wo aus wir gestern zu seinem Haus fuhren. Er gibt mir 2 große Geldscheine. Sein Gesicht ist ruhig und wohlwollend. Etwas Besonderes verbindet uns. Ich werde mit ihm in Kontakt bleiben. Die Straße aus der Stadt raus ist laut und eintönig. Endlich kommt die Abzweigung auf eine kleinere Straße Richtung Südwesten. Ich fühle mich heute wenig präsent in mir und spule monoton Kilometer um Kilometer ab. Zur Abendzeit ein kleiner Ort. Es ist mir egal, wo und wie ich heute übernachte – Hauptsache einen Regenschutz. Die Bushaltestelle an der nächsten Ecke ist geeignet. - Mit Händen und einfachem Englisch spreche ich einen der Männer an, die um die Haltestelle herumhocken. „Ja“, ich könne da die Nacht verbringen. Ein Anderer kann relativ gut Englisch und fragt nach. Andere schalten sich ebenfalls ein. Nach einer Viertelstunde taucht noch einer auf, der mir Essen und einen besseren Schlafplatz anbieten will. Später liege ich auf einer überdachten Rampe

19. Bericht - 25.11. - Einfach glücklich & Babus Familie

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Die nette Familie, bei denen ich in einer Bürogarage übernachten konnte, bringt ein kleines Frühstück. Der Abschied ist kurz und nett. Wenig später, ich weiß nicht warum, fühle ich mich grundlos glücklich. Es ist nichts besonderes passiert. Es ist plötzlich nur so da. Entweder gibt es viele gute Leute, die gerade beten oder ihre gute Energie versenden - oder die Götter haben heute gute Laune - oder in mir hat sich etwas verändert, ohne zu wissen was. Am Nachmittag stößt die ruhige Route auf den National Highway 83. Bald danach taucht Udumalaipettai auf; hier suche ich nach einem PC-Arbeitsplatz, um den Blog zu aktualisieren. Hinter dem Busbahnhof soll es ein Internet-Café geben. Der Mann dort hinter dem Tresen ist nett, aber seine Nutzungsgebühren sind sehr hoch. Babus IT-Store Draußen an der Häuserwand  gucke ich   die Werbeschilder anderer Geschäfte an. Zwei Gebäude weiter gibt es ein PC-Schulungszentrum. Ein stiller Mann schult grade eine Gruppe junger Leute, lässt sich die An

18. Bericht - 24.11. - Angst & schöne Begegnungen

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Es dauert heute lange, eine Frühstücksgelegenheit zu finden - auf den Nebenstrecken gibt es weniger Teestände. Aber die Landschaft ist interessant. Ich staune über viele vereinzelte Bergrücken, die sich als launische Gebilde aus der Ebene herausgedrückt haben. An einem Grundstück hat man frisch das Eingangstor für eine Hochzeit vorbereitet.  Da kommt eine Straßensperre mit Polizeiposten, Etwas in mir fürchtet sich, weil meine Visa-Sache noch nicht abschließend geklärt ist. Wenn die mich jetzt kontrollieren und unangenehme Fragen stellen ...  -  Aber die Beamten lächeln beim Vorbeigehen nett. Einer winkt sogar und macht eine respektvolle Handbewegung. Etwas später sitze ich am Straßenrand und mache eine Trinkpause. Da kommt ein Polizeimoped auf mich zugefahren und bremst vor mir ab. Die gleiche Angst wie zuvor, nur noch größer. Es ist der gleiche Polizist wie zuvor, nur noch netter: Er bringt mir ein Frühstück vorbei. Ein interessanter Mensch Am Nachmittag mache ich Rast an einem Tempel

17. Bericht - 23.11.21 - Lotustblumen-Felsensee & schreiende Frauen

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Gegen Mittag komme ich an dem "Heiligen Berg" mit dem ehrwürdigen Tempel und dem Lotusblumen-Felsensee an, den mir der Gastgeber am gestrigen Morgen gezeigt hatte.  Der Berg ist mit einer schönen Stille umhüllt. Er lädt ein, beim Meditieren tiefere Stille zu erfahren. Stundenlang. Dazwischen aber auch baden, heimlich, ich weiß nicht, ob es erlaubt ist, weil der Teich zu einer historischen Tempelschule gehört, an der Siddharths unterwiesen wurden.  Ich tröpfle Wasser auf die Blätter der Lotusblumen; beim Hochhalten der Blätter läuft das Wasser restlos ab - sie ist offenbar gar nicht nass geworden. Ein schönes Sinnbild für einen innerlich gereinigten Menschen - von außen kann er nicht mehr benetzt oder beschmutzt werden. Am Abend besuche ich den Priester und bitte darum, mich irgendwo unterlegen zu können. Aber er lehnt ab. Auch in der Nachbarschaft ist mir niemand wohlgesonnen – im Gegenteil: Die Frauen werden direkt sehr laut, manche sogar kreischend, manche lassen mich das

16. Bericht - 22.11.21 - Im Gebetshaus der Pfingstler

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Oft nutze ich Google-Maps, um die Route über ruhigere Nebenstraßen zu planen. Am Vortag tauchte auf der Karte die Anzeige zum „Open Door Prayer House“ auf – heute stehe ich davor und hoffe, dort einen Schlafplatz zu finden. Aber das Gebäude ist verlassen. Nachbarn leiten mich zu jemandem, der mich telefonisch mit dem Pastoren verbindet. Er ist nett, erteilt mir aber eine Absage. Ich bedanke mich für sein Bemühen und möchte weitergehen. – Plötzlich ruft Pastor Daniel zurück. Sein Sohn wird sich drum kümmern, mir im Gästehaus der Gemeinde einen Schlafplatz zu organisieren. Am Gemeindehaus der Pfingstler werde ich von drei Gemeindeministern empfangen. Sie sind etwas resierviert, sorgen sich aber vornehm-fein um einen guten Aufenthalt. Zum ersten Mal seit Beginn der Reise kann ich auf einer Matratze schlafen – wunderbar. Am nächsten Morgen beim Abschied drückt mir der Älteste zwei 500 Rupien-Scheine in die Hände. Ich bin überrascht – diese Großzügigkeit ist mir irgendwie zuviel. Aber ich f

15. Bericht - 21.11. - Wie ein Bruder

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  Ich entscheide mich, nicht den bergigen Weg zu gehen, der in Richtung Nordwesten führt, sondern wähle den flacheren Weg nach Westen Richtung Kerala. Aber die Straße ist laut und ich gehe einen zusätzlichen Umweg auf einer ruhigeren Südschleife. Als es dunkel ist, sehe ich am Ende eines Grundstücks ein beleuchtetes Haus mit Vordächern. Die Tür ist leicht geöffnet und ich rufe. Vater und Sohn informieren mich, dass ich besser am Nachbarhaus wegen einer überdachten Schlafstelle fragen solle. Das Nachbarhaus ist klein, aber hell beleuchtet. Ein Mann in meinem Alter sitzt draußen und hört sich meine Bitte an. Sein Englisch ist einfach, aber er versteht mein Anliegen. Mit einer vornehmen Geste lädt er mich in sein Haus ein und heißt mich willkommen. Er ist so freundlich und interessiert und präsentiert geistliche Bücher und Heiligenbilder seiner Lehrer und Vorbilder. Sein Sohn kommt hinzu und übersetzt. Es gibt einige Ähnlichkeiten zwischen der Biografie des Vaters und meinem Werdega

14. Bericht - 21.11.21 - Der Löffel

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13 Tage im Sarguru-Tempel sind vergangen. Ich fühle mich wohl hier. Die anderen Freiwilligen verhalten sich freundschaftlich. Maghesh hat täglich Ideen, um meinen Aufenthalt erneut zu verlängern.   Es ist Zeit zum Weitergehen. In einem Internetcafè update ich den Blog. Am späten Nachmittag gehe ich weiter. Die atmosphärvolle Stadt Palani präsentiert noch weitere schöne Facetten ihrer vielseitigen Erscheinung.  Am Straßenra nd haben Händler Blechwaren auf einer Folie ausgebreitet. Ich brauche einen neuen Löffel. Aber die Qualität bei den Straßenverkäufern ist nicht gut. Zwei Männer stehen im Laden gegenüber. Sie scheinen auch Besteck zu haben. Der hinterm Tresen scheint der Chef zu sein, denn er kommandiert seinen Angestellten, um mir allerlei Sachen vorzulegen. Der Chef merkt offenbar, dass mir die Ware nicht gefällt. Sein Ton gegenüber dem Angestellten wird lauter, rauher, unangenehmer. Ich bin kurz davor, den Laden zu verlassen.  Da zeigt der Angestellte genau das, was ich suche: Ein

13. Bericht - Lautes Leben im Sarguru-Termpel

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Die Pujas im Tempel sind laut. Mir gefallen die vielen Glocken und Muschelhörner und zu besonderen Anlässen auch Trommeln. Seit ein paar Tagen läute ich abwechselnd mit Maghesh die Handglocke.  Soorya übersetzt beim Zaubern von Englilsch auf Tamil   Eigentlich gibt es genug Zeit, in relativer Ruhe im Tempel meditieren könnte, aber ständig ist irgendetwas und so geht mir die Stille abhanden. Kinder sind täglich hier; für das Wochenende organisieren wir  eine Zaubereivorführung. Das Essen ist einfach, aber ausreichend. Duschen und westliche Toiletten habe ich schon seit 10 Tagen nicht mehr gesehen. Aber es geht auch einfach: Rechte Hand zum Essen - linke Hand zum Reinigen. Sobald man sich dran gewöhnt hat, entdeckt man die Vorteile.  Geschlafen wird auf dem Boden. Daran habe ich mich schnell gewöhnt. Aber es ist etwas Anderes hart hier: Inder haben offenbar keine Probleme laut zu reden, wenn um sie herum schlafende Leute liegen. Maghesh empfieht den Wechsel in das Gebäude des ehemaligen

12. Bericht - Exot und Interview

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Täglich sprechen mich Leute im Sarguru-Tempel an. Fast alle fragen "Where are you from?", andere möchten ein gemeinsames Selfie.  Manchmal, wenn die Leute zu fordernd sind, nervt es mich. 2-3 Mal bin ich  sogar ignorant, weil Burschen mich in schlechtem Englisch kommandieren, zu ihnen rüberzukommen.   Für die Organisatoren des Tempels scheint es günstig zu sein, einen Exoten "präsentieren" zu können, der von weit gekommen ist, um von der göttlichen Wirkung Sargurus zu profitieren.  In einem Interview  mit dem Sarguru-TV-Kamera gestehe ich, dass ich nicht wegen des begnadeten Sargurus gekommen bin, sondern weil man hier als Pilger frei übernachten und essen kann . Die Pläne mit der Veröffentlichung des Interviews werden zunächst verschoben, da die Antworten offenbar nicht den erhofften  Erwartungen entsprechen.   

11. Bericht - Swami & Vestis

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Am folgenden Tag spricht mich der Tempelpriester mit "Swami" an. Da das ein Ehrentitel ist, erwidere ich, dass ich lediglich Pilger sei. Das ist ihm egal. Er deutet an, mir morgen zwei grüne Vestis zu geben, die typisch für die Verehrung im Sarguru-Tempel sind. Später lerne ich, dass "Swami" im weiteren Sinne auch als allgemeine Anrede benutzt wird, so wie man jemanden mit "Mister" oder "Herr" anspricht.

10. Bericht - Trauung im Sarguru-Tempel

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Es findet eine  Hochzeit  im Tempel statt. Beide sind geschieden. - Sie kennen sich aber von klein auf und nun gibt es (hoffentlich) ein Happy End. Ein Organisator ermuntert mich, zur Zeremonie dazu zu kommen und einen Segen für das Paar zu spenden. - Es ist eine kleine Gesellschaft. Der Priester führt in die Zeremonien ein. Er gibt ein Zeichen für mich. Ich  trete  vor das Paar;  mit dem Vesti verknote ich ihre aufeinandergelegten Hände, segne sie und spreche ein paar intuitive Worte .

9. Bericht - Volunteer im Sarguru-Tempel

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Im Tempel bin ich einer unter Dutzenden Volunteers. Ich bin mit Maghesh und zwei Anderen am Devotionalienstand eingeteilt. Man erklärt mir die Preise und wie sie auf Tamil heißen. Meine Hauptarbeit besteht darin, die Andachtsgegenstände zu sortieren und nachzufüllen. Während der Pujas läuten Maghesh und ich abwechselnd eine Handglocke. Das Instrument ist einige Kilo schwer und soll 20 Minuten am Stück geschwenkt werden. Erst nach paar Tagen kann ich den Rhythmus halten.    Es ist gut hier und man bietet mir an, eine längere Weile zu bleiben.    

8. Bericht - Polizeistation Palani

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Am nächsten Morgen sind wir pünktlich auf der Polizeistation. Ein Beamter holt den Beutel, stellt sich mit mir vor eine Wand, hält den Beutel zwischen uns, ein anderer Beamter fotografiert die Szene, dann übergibt er den Beutel in meine Hände. Ein kurzer Blick hinein: Es ist nichts Wichtiges drin. Aber das Zeichen ist großartig! Danke. Nicht genug damit: Maghesh erklärt, dass die Polizei dem ehrlichen Tuc-Tuc-Fahrer eine Belohnung gegeben hatte. Und dass das Foto der Beutel-Übergabe in der Zeitung erscheinen soll - für das positive Image der Palani-Polizei.      

7. Bericht - Im Sarguru-Tempel - Puja & Wunder

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  Während  der Priester und sein Sohn mit Licht und Räucherstäbchen bei der Puja alle wichtigen Objekte bzw. das Heilige dahinter ehren ,  spüre ich derweil dem Schmerz des verlorenen Beutels nach. Ja, ich kann ihn gehen lassen und vertraue, dass mir die Vorsehung alles das geben wird, was ich im jeweiligen Moment brauchen werde. Als es Zeit zum Schlafen gehen wird, scheint Sarguru mein Problem schon gelöst zu haben: Maghesh fragt mich, ob ich ein Gepäckstück vermissen würde. Aber - das kann doch nicht sein ... wie geht das? - Maghesh sagt nur, dass wir den Beutel morgen früh um 7 Uhr an der Polizeistation in Palani abholen sollen.   Ich nehme mir vor, in Zukunft Tuc-Tuc-Fahrern gegenüber  großzügiger  zu sein.

6. Bericht - 8.11.21 - SARGURU & Ankommen im Tempel

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Am Abend komme ich in Palani, einem großen Wallfahrtsort, an. Der Tempel, in dem man gratis Übernachten und Essen kann, ist aber außerhalb. Nicht 4 Km und auch nicht 6 Km entfernt, wie manche Hilfsbereite versicherten, sondern 11 Kilometer in Kanakkanpatti. Diese Distanz schaffe ich nicht mehr zu Fuß, also entscheide ich, ein Tuc-Tuc zu nehmen. Der Fahrpreis liegt weit über meinem begrenzten Budget. Ich versuche den Preis zu drücken. Als wir am Tempel ankommen, verlangt der Fahrer mehr Fahrgeld als wir vereinbart hatten. Ich bin hart und lasse mich nicht drauf ein. Er fährt ab. Ich gehe dem Tempel des Heiligen entgegen. Da durchfährt es mich: Ich habe einen Beutel hinten im Stauraum des Tuc-Tucs liegen lassen. Wenn ich dem Fahrer noch einen kleinen Geldschein mehr gegeben hätte, hätte ich es bemerkt. Kurze Panik entsteht einschließlich reumütiger Einsicht in die Konsequenzen meiner Härte. Nebenan steht ein anderes Tuc-Tuc, mit dem könnte ich ihm hinterherfahren. Aber nein, sinn