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Es werden Posts vom Januar, 2022 angezeigt.

40. Bericht - Besondere Frauen

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Auf dem Weg durch Wayanad stehen auch einige Bildstöcke mit Skulpturen von Maria, der Mutter Jesu. Sie sehen schön und geplegt aus. Aber, es ist mir nicht mehr so wichtig, eine heilige Person anzubeten oder zu verehren, Auch Maria in ihrer theologischen Rolle als Gottesmutter finde ich heute viel zu theoretisch. Plötzlich wird das Verständnis von Maria tiefer: Nicht anbeten oder verehren, aber die heiligen Eigenschaften dieses Menschen verinnerlichen. Danke Maria für dein einmaliges Beispiel! Aber - kein Bitte-Bitte-Gebet mehr. Ich muss selber versuchen, dem Göttlichen in mir zur Geburt zu verhelfen.  Wenn es als Christ auch schwer ist, Jesus und Maria ähnlich zu sein, so will ich trotzdem nicht falsch-demütig sein: Wir müssen an der eigenen Gottwerdung arbeiten, sonst bleiben wir Gefangene, Schafe, geistlich-oberflächliche Menschen. Ich danke dem Hinduismus für vielfältige Inspirationen und Unterstützung. Selbst die scheinbar schrecklichen Göttinnen der Vernichtung wie Kali - sie müss

39.Bericht - 22.1.22 - Wayanad & Kirchen

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"God´s own Land!" - so macht Kerala Werbung für sich.  Im Küstenstreifen meint man, dass ich auf dem Weg nach Mysore unbedingt durch Wayanad müsse, - es sei eine noch schönere Landschaft als das übrige Kerala.  Die Tage, in denen ich durch diese wirklich schöne Landschaft ziehe, sind wirklich von schönen Umgebungen geprägt. Kerala bedeutet "Land der Palmen"; im Wayanad dagegen ist die Vegetation satter und vielfältiger. Vom weiteren Fußweg nach Mysore wird aber mehrfach abgeraten. Es gibt auf dem Weg Elefanten und Tiger. Ich versuche die Leute zu beruhigen und scherze: "Kein Problem, ich bin Vegetarier!". Aber ihr kurzes Lächeln wird von Sorge abgelöst - die Tiger hätten schon heimisches Vieh angegriffen. Natürlich habe ich gehörigen Respekt vor freilaufenden Elefanten und Tigern - aber ... viel realistischer im Land der Kokospalmen scheint mir, dass mir mal eine dicke Kokosnuss auf den Kopf fällt und die Suche nach einem Schlafplatz überfüssig macht.  Imm

38. Bericht - 20.1.22 - Nach Nordosten

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Kappad-Beach Der Kappad-Beach beim Vasco-da-Gama Denkmal ist der gepflegteste Strand, den ich bisher in Indien gesehen habe. Das Schwimmen im Meer ist ein guter Bewegungsausgleich zu der Einseitigkeit des Gehens und des Rucksack-Tragens. Die nächst größere Station auf dem Pilgerweg soll das historische Mysore im nächsten Bundesstaat Karnataka sein. 200 Kilometer - auf dem direkten Weg. Drei Tage führen noch durch den warmen Küstenstreifen. Nachts ist es schön, draußen zu liegen, trotz des morgendlichen Taus auf den Sachen. Serpentinen, die in den schönen Wayanad-Distrikt führen Dann geht es durch den Westghat nach Nordosten. Das zu durchwandernde Gebirge ist etwa 700-800 Meter hoch. Geht noch. Aber an der schwierigsten Tagesetappe wird es sehr heiß und die Serpentinen wollen nicht aufhören. Kurz von Sonnenuntergang komme ich oben am Pass an. Auf der Westseite ist viel Dunst aufgestiegen. Auf der Ostseite sieht alles wunderschön grün aus. Aber es ist plötzlich kalt hier. Sehr ka

37. Bericht - 16.1.22 - Vasco da Gama & Was der Westen von Indien nimmt - und bringt

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Ich staune. Vasco da Gama war erst 28 Jahre alt, als er sich von Portugal auf den Weg machte, um das zu schaffen, was dem damals zehn Jahre älteren Kolumbus nicht gelang: Den Seeweg nach Indien zu entdecken. So jung. Aber als Kind- und Jugendfreund des portugiesischen Königs wurde seine Flotte mit den besten Seeleuten des Landes ausgestattet. - 20 Kilometer nördlich von Calicut (heute Kozhikode) landete er an der Malabarküste.           Vasco-da-Gama Denkmal         Das Denkmal an ihn ist bescheiden. Vielleicht gut so. Denn wie bei der Entdeckung Süd- und Nordamerikas bedeutete diese Entdeckung vor allem Ausbeutung und Leiden für die einheimischen Bevölkerungen. Die Faszination Indiens, wegen der soviele Westler nach Indien gekommen sind, geht mehr und mehr verloren - wieder durch den Einfluss des westlichen Lebensstil, der über die Medien in jedes abgelegene Dorf Einzug hält. Aber zuviel klagen darf ich nicht. Ich bin ja selber hier. Und bringe westliches "Zeugs" rein. Und r

36. Bericht 12.1.22 - Die Polizei nimmt mich mit

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Die schmale asphaltierte Straße führt kilometerweit  neben dem Strand unter Palmen entlang. Keine Touristengegend, Nicht einmal Tee-Stände für die Einheimischen. Gegen Sonnenuntergang ein Tempel. Der junge Priester weist mich an, das Obergewand auszuziehen, bevor ich das Innere des Tempels betrete. Ich weiß fast nichts, wie ein Hindu sich in einem Tempel traditionell verhält - welche Rituale vollzogen werden. So verbeuge ich mich vor einigen Gottheiten und beachte die Gegenstände, die ihnen in die Hände oder zu Füßen gelegt wurden. Aber das reicht zur Meditation: Sich die Eigenschaften dieser Götter und Gegenstände innerlich vorzustellen - sie Wirklichkeit in einem selber werden zu lassen. Eine Lagermöglichkeit kann mir der Priester allerdings nicht für die Nacht anbieten. Nebenan in einer kleinen Halle, die zum Tempel gehört, sei es ohne Probleme möglich. - Da es vom Strand her sehr windig ist, braucht es einige Tüfteleien, um den Liegeplatz gegen die kühlen Böen zu schützen. Entl

35. Bericht 11.1.22 - Priesterliche Gewalt

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 In dieser Gegend gibt es wieder mehr christliche Einrichtungen. An einem Gymnasium, das von katholischen Ordensschwestern geleitet wird, schickt man mich wegen des Schlaflagers ein Stück zurück, wo Priester einen Konvent hätten. Dort angekommen, fallen sehr viele Vorhängeschlösser an Türen und Toren auf. Aber es sieht gemütlich aus. Und weil noch niemand da ist, beschließe ich, ein bisschen zu warten. Paar Minuten später kommt auch schon jemand. Der Pfarrer. Er macht einen sehr warmherzigen und offenen Eindruck. Ja, er könne mir einen Schlafplatz anbieten. Drinnen im Pfarrhaus kümmert er sich fürsorglich. Er ist alleine hier; seine Gemeinde zählt nicht so viele Familien. Schnell entsteht ein schönes, vertrautes Verhältnis. Während ich warm duschen kann, kümmert er sich um die Bestellung des Abendessens. Es gibt sogar etwas Wein - ich fühle mich großartig! Das Gläschen Wein trinken wir in seinem Schlafzimmer. Er meint, dass wir später zusammen im Bett schlafen können. Der ohn

34. Bericht - 6.1.22 - Navas Familie & Fußball

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Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass an manchen Tagen auf verkehrsreichen Straßen alle 10 Minuten jemand anhält oder winkend vorüberfährt oder etwas zuruft - und  Kontakt mit dem Ausländer aufnehmen möchte. An diesem Nachmittag fährt ein Moped mit zwei coolen muslimischen Burschen vorbei, die sich umdrehen, lachen, sogar wenden und mich ansprechen. Der eine wirkt mit seinem langen Haar angeberisch - zunächst, denn er entpuppt als sehr verbindlicher, lieber Mensch. Er lädt mich ein, am nächsten Tee-Stand auf seine Kosten eine Pause zu machen. Paar Minuten später treffen wir uns dort. Das Gespräch mit ihm ist tiefsinnig.  Schnell kommen auch Andere dazu. Es ist interessant: Sobald ein Einheimischer einen postiven Kontakt mit mir hat, sind die Anderen auch sehr wohlwollend. Hat aber einer ein Problem mit mir, dann sind alle gegen einen. Navas, ein junger Businessmann Hier aber wird mir fast schwindlig, weil soviele Leute nette Anfragen haben. Irgendwie setzt sich der junge Nava

33. Bericht - 5.1.22 - Das Interview

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Es ist der Geografie-Lehrer, der mich zuvor mit seinem Fahrzeug überholt hatte und die Idee bekam, mich seinem Kollegium in der Oberstufe vorzustellen. Als er am Straßenrand auf mich wartet und höflich fragt, ob ich ein paar Minuten Zeit hätte, dachte ich zuerst an eine Gelegenheit zum Zaubern. Auf dem Weg zum Schulleiter klärt er dann auf, dass es ein informelles Interview sein soll. Im Büro des Schulleiters herrscht eine entspannte, kollegiale Atmsphäre. Schnell ist sein Büro voll und wir verlagern das Treffen vor seine Tür in den Korridor. Eine sehr angenehme, interessierte Lehrerschaft kommt zusammen. Aber ich fühle mich unwohl. Mir war schon aufgefallen, dass viele Leute in Kerala sehr dispzipliniert eine Maske tragen. Ich ziehe meine anstandshalber auch auf. Aber als das Gespräch in Gang kommt, bitte ich um Erlaubnis, die Maske wieder abnehmen zu können. Das Gespräch dreht sich schnell um genau das Thema Maske etc.. Und dass ich mit dieser Pilgerreise ein Zeichen gegen die Ängste

AKTUALISIERT: 32. Bericht - 5.1.22 - Zurück auf der Straße & vielerlei Begegnungen

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Das neue Jahr hat begonnen. Ich bin wieder als Pilger auf der Straße. Der Tag beginnt früh mit Gesängen aus dem Tempellautsprecher. Ich bin ca. 6 km östlich von Ottopalam.  Aber ich finde keine Toilette, die schon geöffnet hat. Man schickt mich solange herum, bis es nicht mehr geht. Danach ist Wäsche waschen angesagt. Auch das kann eine sinnspendende Übung sein. Das nächste Ziel auf diesem langen Weg ist Kozhikode, eine größere Stadt an der Westküste. Im Westen kennt man sie besser als Kalikut. Vor mehr als 500 Jahren landet hier Vasco de Gama. Ihm gelang das, woran Kolumbus wenige Jahre zuvor gescheitert war: Den Seeweg nach Indien entdecken. Auf dem Weg dorthin stehen mehrere Kirchen und Konvente. An manchen empfängt man mich sehr generös, an anderen misstrauisch. Da kommt ein Mann mit stummer Mine auf mich zu. Er streckt seine Hand aus. Ich denke, es ist ein Bettler. Aber sein Gesicht wirkt klar und intelligent mit großer Brille. Er nimmt meine Hand, dreht sie leicht und hält den Ha

31. Bericht - 3.- 4.1.22 - Alte Bekanntschaften

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Der Pilgerweg soll dort fortsetzt werden, wo er unterbrochen wurde. Etwa 200 Kilometer waren es auf dem kürzesten Weg vom Bodhi Zendo nach Ottopalam. Meine Route war allerdings deutlich länger geworden. Mit Bus und Bahn geht es zurück. Aber nicht dirket. Manche der bisherigen Gastgeber haben mehrfach eingeladen, sie nochmal zu besuchen. Babus Platz liegt verkehrstechnisch am Günstigsten. Er schlägt sogar vor, 2 Tage bei ihm zu bleiben. Es ist sehr schön, nocheinmal seine Studenten und seine Familie und den Hahn zu sehen, der sich dieses Mal auch von mir auf den Schoß nehmen lässt.  Am folgenden Tag machen wir mit zwei seiner Studenten einen Ausflug nach Aliyar im Süden am Fuß der Berge. Eine wunderschöne Landschaft mit Picknick an einem glasklaren See und Besuche in den wunderschönen Tempeln und Centren, in denen ich 5 Wochen zuvor Station machte. Babu lässt sich im Vedischen Zentrum von einem Ayurveda-Mediziner untersuchen. Er möchte von nun an jede Woche hierher kommen. Er or

30. Bericht - 20.12.21 - 2.1.22 - Weihnachten und Meditationswoche im Bodhi Zendo

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Eineinhalb Monate auf dieser Pilgerreise. Weihnachten steht vor der Tür. Ich entscheide und freue mich, das Fest im Bodhi Zendo verbringen zu können. Vor Beginn des Pilgerweges lebte ich bereits 7 Monate in diesem Meditationszentrum für Zen-Buddhismus, das von wunderbaren Jesuiten geleitet wird.   Bei der Ankunft am späten Abend treten romantisch-schöne Tränen in meine Augen: Prakash und Praneeth haben am Eingang geschmückte Weihnachtsbäume aufgestellt. Und eine Krippe.  In der Mitte liegt etwas Kleines, das die Hände in unsere Richtung ausstreckt: Ich will entschieden daran arbeiten, dass das Göttliche auch in mir Mensch wird.  Die anschließende Meditationswoche, ein  Sesshin , bietet alle Annehmlichkeiten gut organisierter, stiller, intensiver Meditationstage. Zazen: Sitzen, Sitzen, Sitzen ... aufhören zu denken, was viel Audauer und Übung erfordert. Um dann die beglückende Fülle innerer Leere zu erfahren. Irgendwann. Am letzten Tag nimmt der Gründer, Pater Amasamy, seinen Abschi

29. Bericht - 8.-19.12. - Einladung nach Gokarna

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Petra, meine Freundin, lädt mich ein, sie in Gokarna zu besuchen - eine Stadt am Meer in Uttara Kannada. Es ist ein lebendiger Pilgerort mit schönen Badestränden. Wir verbringen Tage mit Frühstück am Strand und schöner Entspannung, Nähe und Konflikt, Reflexion und Entscheidungsfindung. - Alles gute Gelegenheiten, in alte Erwartungen und Ängste hineinzuschauen und an sich selber zu arbeiten. An einer französischen Strandbar gestattet man mir, an den Tischen der Touristen Zaubertricks zu präsentieren und kann etwas Geld damit verdienen. Was nebenbei auffällt: Die wenigen Ausländer, die während der Pandemie hier geblieben sind, sehen nicht glücklich aus. Viele haben Probleme, ihren Aufenthalt verlängern zu können. - Ich verstehe ihr Problem, geht es mir doch ähnlich. Das meditative Beobachten der inneren Gefühle kann die Sorgen aber in gelassene Zuversicht wenden – es gibt in uns etwas Heiles, Ewiges.