52. Bericht - Aggressionen 2
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Gol Gumbaz, muslimisches Mausoleum |
Hunderte Leute
strömen auf die Eingangshalle des Gol Gumbaz zu. Das Mausoleum besteht aus einem schlichten Innenbau mit vier großen
Ecktürmen.
Von der Kuppel herunter hört man eigenartige Schreie. Sie entstehen durch den Echoeffekt der damals viertgrößten Kuppel in der Architekturgeschichte.
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7-stöckige Ecktürme |
Der vordere Eckturm dient als Aufgang. Eine große Menschentraube versucht, durch eine schmale Türöffnung in das Treppenhaus zu gelangen. Aber es staut sich, weil alle gleichzeitig rein wollen. Ein gutmütiger Aufseher bemüht sich vergebens, Ordnung in die Menschengruppe zu bringen.
Geordnetes Schlangenstehen funktioniert in Indien eher selten. Selber stehe ich auf der "richtigen" Schlangenseite und beobachte mit Bauchgrummeln, wie sich auf der falschen Seite neu hinzukommende Leute wieder nach vorne drängeln.
Da drückt es bei mir hinten. Ein jüngeres Mädchen quetscht sich zwischen mir und der Wand hindurch. Gut, ich lasse es geschehen, ohne mich innerlich weiter zu empören. Ein weiteres Kind presst sich hinter ihr an mir vorbei. Ok. Dann drückt es etwas mehr, die Frau könnte die Mutter der beiden Kindern sein und wird ihnen folgen. Ok. Dann wird es noch ruppiger. Aus den Augenwinkeln erkenne ich hinter mir einen halbglatzigen Mann, der auch durch möchte, vermutlich ist es der väterliche Beschützer der Familie. Aber mir reicht es jetzt und ich fahre meinen Ellbogen aus. Kein Problem für ihn: Mit männlicher Kraft drückt er meinen Ellbogen vor und versucht sich Platz zu schaffen. Aber in mir brodelt es nun und ich schiebe mich mit dem Oberkörper wieder vor ihn. Er stößt einen mehrdeutigen Laut aus. Ich bin angespannt und kampfbereit. Er bleibt von nun an hinter mir.
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Eine riesige Kuppekl mit 37,9 m Durchmesser |
Es tröstet mich immerhin, nicht der Einzige zu sein, der manche Drängler
ermahnt, in der Reihe zu bleiben.
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begehbare Kuppel mit Echoeffekten |
Ich denke weiter über meine Aggressionen nach und versuche mich zu rechtfertigen. Natürlich ist es nicht recht, wenn Leute von hinten drücken und drängeln. Aber es bin ich, dem der Bauch schmerzt; es bin ich, der Gift in sich spürt; es bin ich, der heiße Aggressionen ausreagieren möchte; es bin ich, der sich grade rundum unwohl fühlt; es bin ich, der wie mein Vater und Großvater vielleicht an Krebs erkranken wird.
Auch später beim Runtergehen ermahne ich Drängler. Das Gift wirkt weiter in mir. Ich entdecke sogar, dass ich im Moment unfähig bin, andere nette Leute wohlwollend anzusehen. Statt dessen stiere ich gereizt vor mich hin und köchle in meiner Empörungssuppe.
Als ich später das Gelände verlasse, beruhige ich mich langsam. Ich fühle mich in meiner inneren Entwicklung zurückgeworfen. Möglich, dass das der Karma-Preis für den vorherigen Ticketbetrug ist.
In einer Imbissbude versuche ich das Brennen im Bauch neutral zu beobachten. Die Vipassana-Technik. Es wird
besser. Aber ich ahne, dass ich noch eine lange Liste früherer Betrügereien
neu durchleben, durchleiden und akzeptierend muss.
Das merkwürdig edle Verhalten des indischen Managers dagegen, der mich am Ende sogar gratis reinlassen wollte ... tolle Menschen gibt es!
Lieber Ralf, mir haben Nahtodberichte, Nachtodberichte und Quantenphysik sehr geholfen, gelassener und toleranter (= ertragender, erduldender) zu werden!
AntwortenLöschenErst vor einer Stunde habe ich einen weiteren aufschlussreichen Bericht gehört. Eine Mutter berichtet, dass ihre mit 19 Jahren verstorbene Tochter ihr nach ihrem Tod Folgendes mitgeteilt hatte:
Nehmt das Leben spielerisch und tänzerisch. Es ist letztendlich nur ein Spiel und ein Tanz.
Und das deckt sich mit Tom Campbell: My Big Theory of Everything
Ich wünsche dir, dass dein höheres Selbst und deine Begleiter Gelassenheit auf dein Ego regnen lassen!
:)