50. Bericht - 2. Verfolgung
Frauen vor der Einweihung eines neuen Hauses |
Nun lädt man mich
sogar ein, des Dorffestes wegen einen weiteren Tag zu bleiben. Am Abend werden Dorfleute sogar ein Theaterstück über die Konsequenzen von negativen
Verhaltensweisen zeigen.
Um die Mittagszeit
herum meditiere und ruhe ich im Klassenzimmer. Einige Kinder kommen auf
neckische Ideen, stoßen die
Tür von außen auf und rennen weg wenn man hinguckt.
Anfangs ignoriere
ich alles, bleibe ganz entspannt. Ein Erwachsener kommt mal vorbei und maßregelt
die Kinder. Aber nach paar Minuten sind die Kinder wieder da. - Das
absichtliche Provozieren geht weiter. In mir spüre ich, dass das grade nicht
gut läuft und ich irgendetwas machen sollte. Zwar bin ich innerlich noch
entspannt, aber die Erfahrung und meine Begrenztheit erinnern mich, dass das
nicht mehr lange gut gehen kann.
Nach paar Minuten beginnen
einige auch am Fenster rumzualbern. Langsam werde ich doch verärgert. Ich trete
heraus und sage den Kindern, dass ich gehen werde, wenn sie nicht aufhören.
Es hilft nicht.
Der Junge am Fenster steigert sich sogar noch und produziert laute,
unästhetische Geräusche. Er fordert sogar mein Handy.
In mir beginnt
Empörung und eine böse Fantasie aufzusteigen. Ich stelle mir vor, wie ich ihm
tatsächlich das Handy ans vergitterte Fenster halte, ihn dann aber an der Kehle packe und mich räche!
Auch an der Tür
bleibt es unruhig. Noch einmal kommt ein Mann und maßregelt die Kinder. Zwar
ist es grade ruhig, aber innerlich habe ich schon Abschied genommen. - Ich
öffne nun selbst die Tür und sehe am anderen Ende des Schulhofs die Kinder in
meine Richtung guckend.
Ich sage nichts,
beginne aber, meine Sachen zu packen. Es ist eine sehr positive, gute Erfahrung,
wenn man klare, verbindliche Entscheidungen trifft. Ich fühle mich fast schon
wohl, obwohl die Kinder nun stumm und brav beim Verpacken der Sachen zugucken.
Als ich das Gepäck
schultere, kommen zwei Erwachsene hinzu. Sie äußern freundliche Versuche, mich
zum Bleiben zu bewegen, aber ich lass mich nur kurz aufhalten. - Einige der
Kinder bitten eindringlicher zu bleiben, auch einige der Frechen. Aber nein,
entschieden ist entschieden. Es geht mir gut.
Beim Weitergehen
durch das Festdorf bieten Leute an Kiosken Essen und Chai an; ich muss
nirgendwo bezahlen. Überall ist fröhliche Geschäftigkeit im Gange. Manche
kennen mich wohl schon und weisen auf den Festumzug und das Theaterprogramm
hin.
Nach paar hundert
Metern kommen zum ersten Mal Kinder hinter mir her gelaufen. Sie bringen einen
Beutel Buttermilch. Eine liebe Geste – und Kräuterbuttermilch ist in dieser
Hitze köstlich. Sie bitten inniglich, wieder zurückzukommen, aber das Nein
bleibt – ich gehe weiter.
Paar Minuten sind erneut rufende Kinderstimmen hinter mir zu hören. Zwei von den Übeltätern sind dabei. Sie bitten wieder zu bleiben und übergeben eine kleine Flasche Saft. Einige gucken sehr aufrichtig und rühren mein Herz an. Aber nein, mit leichter Klarheit erkläre ich mein Weitergehen.
Und: Meine Entscheidung
solle ein Beitrag fürs abendliche Theaterstück sein, in dem die Konsequenzen
schlechter Verhaltensweisen dargestellt werden sollen: "Wenn man einen
Gast ärgert, geht er." – Mit dieser Botschaft war es dann von meiner Seite.
Aber ich denke drüber nach: Ist es nicht vielmehr die Schuld der Eltern, wenn sie
ihren Kindern kein Vorbild für höflicheres Verhalten bieten? Was können die
Kinder dafür, dass sie sich so verhalten? - Aber vielleicht bin auch ich selbst
schuld: Am Abend zuvor hatte ich mich mit ersten Zaubereien bei den Kindern in
Szene gesetzt und weitere Aktivitäten angekündigt. Es ist doch klar, dass
Kinder neugierig-aufgeregt sind und irgendwie auf sich selber aufmerksam machen
möchten. Man hat Verantwortung, wenn man Leute "heiß" macht.
Und noch mehr
Selbstkritik: Offenbar scheint meine Ausstrahlung zum Provozieren eingeladen zu
haben. Wie wahrhaftig war ich also?
Hm. Ich denke, erstmal für mich selber den richtigen Lernstoff aus dieser Problemsituation
ziehen zu müssen.
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