55. Bericht - Gute Tat


Nicht nur der Reisverschluss am schönen, gestickten Brustbeutel ist eingerissen, nun ist auch noch der Kordel abgerissen.


Gott-sei-Dank findet man fast in jedem Ort einen Schneider. Oft benutzen sie noch gußeiserne Nähmaschinen mit Fußpedal und Schwungrad.


Auch der stille Mann sitzt hinter einer solchen. Er macht mit dem Kopf eine kurze Bewegung, dass ich ihm den Beutel bringen soll. Er hat eine ruhige-vornehm-schöne Ausstrahlung. Allerdings, und das sieht doch komisch aus, hat sein rechtes Brillenglas einen dicken Sprung.


Während er sich geschickt an die Reparatur des Brustbeutels macht, denke ich, dass das gesprungene Brillenglas nicht gut sein kann. Das könnte evtl. neue Sehfehler auslösen oder Kopfweh verursachen oder ...


Eigentlich wollte ich nicht negativ denken, aber hier ist ein Problem offensichtlich.


Der gute Mann ist schon fertig mit dem Brustbeutel. Eine gute Arbeit hat er gemacht. Sein Lohn – er verlangt nichts. Aber ich gebe ihm trotzdem etwas. Bereitwillig probiert er meine Brille aus – sein Gesicht hellt überraschend auf. Er aktzeptiert sie und ich bin froh, jemandem mal so praktisch und direkt helfen zu können. Außerdem habe ich noch eine Reservebrille im Rucksack.


Aaahhh ... das fühlt sich wirklich gut an!!!








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