65. Bericht - Probleme mit Rauschmitteln
Das schöne Maharashtra habe ich längst hinter mir gelassen. Ich hatte sehr schöne Begegnungen dort. Aber wie schon im Norden von Karnataka fielen mir viele viele betrunkene indische Männer auf. Ich bin so traurig für Indien, dass das von den Regierungen der Steuern wegen geduldet wird.
Manchmal war es auch gefährlich für mich, weil die Betrunkenen aggressiv werden konnten. So in einem Ort, weil ein durchaus gebildeter Mann sich ärgerte, weil ein Ausländer in seinem Dorf ist, der die Sprache nicht kann. Ich zeigte ihm sogar meinen Pass von dem er meinte, dass er gefälscht sein und umfasste dann mit einer Hand meine beiden Handgelenke. Mit der anderen Faust holte er schon zum Schlage aus. Ich bin so froh, dass ich in dieser Situation gelassen und zuversichtlich blieb. Soll er mich doch schlagen! Das werde ich körperlich zwar spüren, aber ich ruhe grade so schön im inneren Frieden. Also kein Problem. So sah ich ihn entspannt und vertrauensvoll an – und er schlug nicht!
Bei der nächsten vergleichbaren Situation hatte ich aber mit einem jungen Mann eine Prügelei angegangen: Er kam mit seinem Freund an den Teestand. Beide waren betrunken. Aber der junge Mann besonders. Zu mir war er halbwegs freundlich, aber etwas machte ihn aggressiv. Vielleicht spürte er, dass ich sein Verhalten missbillige. Plötzlich wurde er sehr wild und warf den schweren Deckel eines großen Wassertontopfs auf mich.
Der Deckel flog ein Stück an meinem Kopf vorbei. Aber ich stand auf und tat etwas, was ich noch in meinem Leben zuvor tat: Ich stellte mich vor den wilden Kerl hin und gab ihm den Fäusten drei Schläge auf die Augen - rechts-links-rechts.
Er wehrte sich aber gar nicht! (Ich frage mich noch heute, ob er aus indischer Tradition oder Höflichkeit nicht zurückschlug? ) Da kamen schon die Anderen und trennten ihn von mir.
Ich fühlte eine starke Ambivalenz in mir. Einerseits war ich froh und erleichtert, endlich mal wie ein Mann gekämpft zu haben (ich war früher viel zu passiv und erlaubte mir bei Prügeleien keine Gegenwehr). Aber nun zitterte ich am ganzen Körper. Gut! Ich sagte mir, dass es richtig und nützlich war, einmal diese Erfahrung gemacht zu haben – wichtig für das eigene Mann-Sein. Aber damit soll es genug sein. Ich will andere Kräfte in mir kultivieren.
In Gujarat, dem nördlichen Nachbarstaat, wurde es mit dem Alkohol gleich wieder viel besser (dort ist Alkohol verboten). Stattdessen habe ich viele sehr freundliche Menschen kennengelernt. Allerdings gefiel mir eine Sache dort nicht, weil in den vielen Ashrams an der legendären NARMADA (ein heiliger Fluss in Indien) sehr viel Drogen geraucht wurden. Das ist eigentlich auch verboten, wird aber von der Bevölkerung geduldet, wenn spirituelle Sucher die Drogen für entsprechende Zwecke nutzen. Mich stoßen solch „verdödelte Lallköpfe“ ab. Ich glaube daran, dass man auf dem inneren Weg viel besser mit klarem, konzentriertem Kopf vorankommt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen