73. Bericht - Ankunft in Deutschland

Der erste Deutsche, dem ich am Flughafen Frankfurt begegne, ist ein Italiener. Er lebt schon lange hier und sein Deutsch ist so gut wie perfekt. Er hat von der Stewardess meinen Pass und die Begleitpapiere bekommen und muss mich zur Einwanderungsbehörde bringen. 

 

Auf dem Weg dorthin sprechen wir über das beste Thema, um in Deutschland mit jemandem ins Gespräch zu kommen: Wetter! Es ist kalt und feucht in Frankfurt, fast 0 Grad. Ein geeignetes Wetter, um sich zu erkälten. Ich trage nur die dünne Kleidung aus Indien. Der nette italienische Security-Mann sagt, seit er die Corona-Impfungen bekommen habe, sei er viel öfter krank als früher. Aber seinem fröhlichen, positiven Gesicht strahlt viel Lebensfreude – es ist schön, ihn kennengelernt zu haben.

 

Bei der Immigration übergibt er meine Papiere einem Polizisten. Der weiß gar nicht, was er damit machen soll, sondern lächelt kurz und sagt freundlich: „Sie sind deutscher Staatsbürger. Herzlich willkommen!“ und gibt mir die Papiere zurück.

 

Als nächstes muss ich meine alte Arbeitskollegin anrufen. Es ist schon Abend. Sie hat mir versprochen, die Nacht in ihrem Haus verbringen zu können. Ich muss sie zuvor noch anrufen, aber mein Handy ist leer und der indische Adapter passt an keine deutsche Steckdose. In einem Samsungladen möchte man mir ein Ladeset für 25 Euro verkaufen. Nein danke. Plötzlich sehe ich einen Mann, der so aussieht, als ob er aus Indien käme. Das stimmt auch. Er ist mit einer deutschen Frau verheiratet und lebt schon lange hier. Er leiht mir seine Ladegerät aus.

 

In der Zwischenzeit gehe ich auf die Toilette. Als ich zurückkomme, sagt die deutsche Frau, dass ich ein großes Vertrauen hätte, weil ich mein Telefon unbeaufsichtigt gelassen hatte. „Ah, ich komme gerade aus Indien. Da habe ich gelernt, tiefer zu vertrauen. Und außerdem habe ich gesehen, dass Sie gute Menschen sind!“ Die Frau scheint mit meiner Antwort nicht zufrieden zu sein. Sie denkt eben deutsch, also sehr sicherheitsbewusst.


Ankunft zu Hause mit indischen Lungis

Auf dem Weg zu meiner Arbeitskollegin und am nächsten Tag auf dem Weg in den Schwarzwald zu meiner Schwester treffe ich nur freundliche Menschen. Am Bahnhof sind allerdings drei junge Burschen, die sich etwas aggresiv bewegen. Als wir aneinander vorbeigehen, provoziert mich einer von ihnen und grölt: "Oyhhh - Ashram!!!". Ich drehe mich zu ihm und bin erstaunt: "Ja, richtig!". Obwohl er sich nicht höflich benimmt, weiß er etwas über geistliches Leben in Indien, schön.

Ich bin positiv überrascht. Wieder in meinem Land zu sein, ist angenehmer als erwartet. Hoffentlich gelingt es mir, die Beziehung zu den schönen Innererfahrungen aufrecht zu halten. 

 

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