68. Bericht - Bald Abschied von Indien
Bei Beniwalsar muss ich von der
Nationalstraße auf eine Route abbiegen, die zur pakistanischen Grenze führt.
Die Straße ist angenehm ruhig. Es wird nicht mehr viele Orte vor der Grenze
geben, vermutlich werde ich die nächsten Tage deutlich mehr Kilometer gehen
müssen, um Ortschaften mit Übernachtunsmöglichkeiten zu finden.
Aber im Gegenteil: Meine Füße werden langsamer. Die Straße ist mir plötzlich zu ruhig und irgendwie mag ich sie nicht gehen: Vor mir liegt der Abschied von dem wunderbaren, "heiligen" Land Indien. Es tut mir innerlich weh, bald über die Grenze zu gehen. Aber dieser Schmerz ist normal, sogar gesund. Man muss ihn nur richtig zulassen und ihn innerlich mutig anschauen.
Die Leute in dieser einsameren Grenzregion sind noch freundlicher. Am bemerkenswertesten ist nach zwei Tagen ein Mopedfahrer. Am Vorabend hält er neben mir und bietet Hilfe an. Ja, er kann mir einen Schlafplatz in einem Raum anbieten. Es ist nachts jetzt kalt; die Temparaturunterschieder Tag/Nacht liegen bei über 20 Grad.
Der Zufall will es, dass ich nicht bei dem Mopedfahrer schlafen werde, sondern bei Bekannten von ihm.
Aber am nächsten Tag überrascht er mich mehrfach: Nach einer Stunde Gehen kommt er mit einem Freund auf dem Moped und bringen mir Tee. - Nach einer weiteren Stunde kommen sie wieder und bringen Wasser, weil es mittags immer noch heiß ist. Ich bitte ihn um seinen Segen. Es wird nicht mehr viele Menschen in Indien geben, die mir ihre Hände auf den Kopf legen werden.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen