13. Bericht - Lautes Leben im Sarguru-Termpel

Die Pujas im Tempel sind laut. Mir gefallen die vielen Glocken und Muschelhörner und zu besonderen Anlässen auch Trommeln. Seit ein paar Tagen läute ich abwechselnd mit Maghesh die Handglocke. 

Surija - der beim Zaubern von Englilsch auf Tamil übersetzte
Soorya übersetzt beim Zaubern
von Englilsch auf Tamil
 
Eigentlich gibt es genug Zeit, in relativer Ruhe im Tempel meditieren könnte, aber ständig ist irgendetwas und so geht mir die Stille abhanden.

Kinder sind täglich hier; für das Wochenende organisieren wir  eine Zaubereivorführung.

Das Essen ist einfach, aber ausreichend. Duschen und westliche Toiletten habe ich schon seit 10 Tagen nicht mehr gesehen. Aber es geht auch einfach: Rechte Hand zum Essen - linke Hand zum Reinigen. Sobald man sich dran gewöhnt hat, entdeckt man die Vorteile. 

Geschlafen wird auf dem Boden. Daran habe ich mich schnell gewöhnt. Aber es ist etwas Anderes hart hier: Inder haben offenbar keine Probleme laut zu reden, wenn um sie herum schlafende Leute liegen. Maghesh empfieht den Wechsel in das Gebäude des ehemaligen Speisesaals. Dort ist es deutlicher leiser und auf dem Naturboden liegt es sich angenehm.

In der nächsten Nacht werde ich aber laut: Ich schreie, weil mich etwas hinterm Ohr gebissen hat. Ein intensiver, anhaltender Schmerz. Etwa zwei Stunden später spüre ich etwas zwischen meinen Fingern. Ich schreie zwar nicht, aber mein Nebenmann spürt trotzdem mein Erschrecken und macht das Licht an. Ich sehe noch wie ein Tierchen ähnlich wie eine Raupe schnell über meinen Pulli krabbelt. Als es mich später nochmal am Bein zwickt, packe ich alle Schlafsachen und gehe raus. Ich schüttle alle Sachen aus. Da fällt das Tier runter, verschwindet aber sofort unter der Liegematte. Es ist ca. halb drei. 

In der darauf folgenden Nacht werde ich neben dem Steiß gebissen. Es ist aber nicht mehr so schmerzhaft wie zuvor, offenbar geht dem Tier sein Gift aus.

Die nächste Nacht verbringe ich wieder in der Halle - und schlafe gut. Als um fünf die Weckmusik ertönt, beißt es wieder.

In der Toilette fällt das Tier aus meiner Schlafhose.

Ich zeige das Foto des Tieres herum. Kenner sagen, dass es ein gefährliches Tier sei und ein Biss zu vorübergehenden Lähmungen führen kann. - Der Priester meint, dass mir Sarguru etwas damit sagen möchte.

Ja, aber was!? Merkwürdig. Ich glaube mittlerweile auch an Karma - dass einen die guten und schlechten Dinge, die man früher tat, wieder einholen. Vielleicht habe ich früher - nicht nur als Kind - unnötig Tiere getötet oder geärgert?!

Ich werde respektvoller mit Tieren umgehen - auch bzw. gerade mit ungeliebten.

Scolopendra


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