24. Bericht - 30.11. - In der Stille gehen & Shankar
Vom vedischen Zentrum aus führt die Lehmstraße weiter durch eine malerische Landschaft: Links steigen scharfe Kanten einer langen Bergkette auf – rechts unendliche Palmenwälder.
Ich nehme die Mala, eine Perlenkette, die aus 54 Lotusblumen-Samen geknüpft ist. "HIER UND JETZT". Beim ständigen Wiederholen dieses Mantra vergegenwärtigt es sich langsam.
Erst am Abend mündet die schöne Lehmstraße in einen asphaltierten Weg. Im ersten Dunkel taucht ein langes Haus auf. Warmer Lichtschein dringt durch die Fenster.
Ein Mopedfahrer kommt mir entgegen und hält an. Die Anfrage nach
Unterkunft beantwortet er kritsch-ablehnend, weil er Rücksicht auf seine alte
Mutter nehmen muss. Ich akzeptiere seine Entscheidung und bleibe entspannt. – Da reagiert er, dass es vielleicht doch
ginge. Aber in seinem Gesicht stehen noch Zweifel. Da ich mich innerlich sicher fühle, garantiere ich ihm und bete dafür,
dass er am nächsten Morgen beim Abschied ein schönes, warmes
Gefühl in seinem Inneren haben wird.
Sein Name ist Shankar; er ist auch nicht mehr jung. Seine Mutter beäugt mich kritisch, gewinnt aber schnell Vertrauen. SIe serviert uns beiden das Abendessen und bereitet eine heiße Zitrone mit sehr köstlichem Honig. - Sie scheint mich beim Meditieren auf der Veranda beobachtet zu haben, denn Shankar berichtet, dass sie ihm gesagt habe, dass er auch täglich meditieren solle.
Shankar wirkt souverän und gediegen. Tatsächlich redet er aber viel und
schnell und scheint manchmal mehrere Ideen gleichzeitig zu haben. Darum
unterstütze ich den Mediationsratschlag seiner Mutter.
Am nächsten Morgen beim Abschied sind seine Zweifel vom Vorabend vergessen - freundliche Worte werden ausgetauscht. Nach 15 Minuten holt er mich auf seinem Moped ein und steckt mir 200 Rupien in die Hemdtasche; nach weiteren 15 Minuten kommt er wieder und überreicht eine Flasche mit frisch gewonnenem Kokoswasser.
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