6. Bericht - 8.11.21 - SARGURU & Ankommen im Tempel

Am Abend komme ich in Palani, einem großen Wallfahrtsort, an. Der Tempel, in dem man gratis Übernachten und Essen kann, ist aber außerhalb. Nicht 4 Km und auch nicht 6 Km entfernt, wie manche Hilfsbereite versicherten, sondern 11 Kilometer in Kanakkanpatti.

Diese Distanz schaffe ich nicht mehr zu Fuß, also entscheide ich, ein Tuc-Tuc zu nehmen. Der Fahrpreis liegt weit über meinem begrenzten Budget. Ich versuche den Preis zu drücken.

Als wir am Tempel ankommen, verlangt der Fahrer mehr Fahrgeld als wir vereinbart hatten. Ich bin hart und lasse mich nicht drauf ein.

Er fährt ab. Ich gehe dem Tempel des Heiligen entgegen. Da durchfährt es mich: Ich habe einen Beutel hinten im Stauraum des Tuc-Tucs liegen lassen. Wenn ich dem Fahrer noch einen kleinen Geldschein mehr gegeben hätte, hätte ich es bemerkt.

Kurze Panik entsteht einschließlich reumütiger Einsicht in die Konsequenzen meiner Härte. Nebenan steht ein anderes Tuc-Tuc, mit dem könnte ich ihm hinterherfahren. Aber nein, sinnlos: Die fahren immer alle am Vollgaslimit und ich ahne, dass wir den Anderen unmöglich einholen werden. - Wegen meiner Unnachgiebigkeit rechne ich auch nicht damit, dass der Fahrer den langen Weg zurückfährt um den Beutel hier abzugeben

Ob wichtige Sachen drin waren, kann ich noch nicht überschauen. Es gelingt mir auch nicht, den Verlust-Schmerz anzusehen.

Im Mootai Swamigal Tempel kümmert man sich direkt sehr aufmerksam um meinen Besuch. Maghesh, ein 40-jähriger Volunteer, zeigt alles, nimmt mich zum Essen mit, begleitet mich zur Toilette ... er ist großartig.

Zu den Pujas, den hinduistischen Gebets- und Verehrungsritualen, nimmt er mich mit in den Innenraum des Tempels. Wir sitzen an der Abtrennung zum Altarraum und ich sehe viel Bilder von einem netten Mann namens Sarguru Mahasree. Er hatte hier nebenan gelebt und war vor 7 Jahren gestorben. Es soll den Tag seines Todes vorausgesagt haben. Seine besondere Gabe aber war, dass er Leuten ansehen konnte, welche Krankheiten sie haben. 

Jetzt wird er als Heiliger verehrt. Manche sagen, dass es ein Gott sei, eine Reinkarnation Shivas. Wenn man nachts von 0.15 - 1.00 Uhr hinter dem Altar vor seinem Bild sitzt, könne er alle Probleme lösen, die der Gläubige hat.

 

Kommentare